E.D. / pixelio.de Kevin Gardiner, Global Investment Strategist bei Rothschild Wealth Management, denkt, dass der Brexit im Juni abgelehnt wird – allerdings knapper als bisher vermutet. Der Brexit hätte negative Folgen für die britische Geschäftswelt, so lautet die Einschätzung von Kevin Gardiner, Global Investment Strategist bei Rothschild Wealth Management. Allerdings wären die Auswirkungen allerdings nicht dramatisch und würden auch keine Portfoliorestrukturierung erforderlich machen: Egal, ob für oder gegen den Ausstieg aus der EU gestimmt wird – Grossbritannien bliebe die dynamischste der grossen Volkswirtschaften in Europa. Einer Analyse von Rothschild im Dezember zufolge ist bei stark voreingenommenen Ansichten in Kombination mit Unsicherheit Volatilität an den Finanzmärkten vorprogrammiert. Die britischen Kapitalmärkte werden jedoch nicht nur von rein europäischen, sondern eher von globalen Faktoren beeinflusst, und langfristig ausgerichtete Portfolios mit einer angemessenen Gewichtung globaler Unternehmen sind implizit gegen lokale Wirtschaftsrisiken und einen schwächeren Wechselkurs geschützt. In der Analyse vermutete Rothschild, dass die Briten sich für den Status quo entscheiden würden. An diesen Ansichten hält Gardiner weiterhin fest. Der Ausgang des für den 23.
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Kevin Gardiner, Global Investment Strategist bei Rothschild Wealth Management, denkt, dass der Brexit im Juni abgelehnt wird – allerdings knapper als bisher vermutet.
Der Brexit hätte negative Folgen für die britische Geschäftswelt, so lautet die Einschätzung von Kevin Gardiner, Global Investment Strategist bei Rothschild Wealth Management. Allerdings wären die Auswirkungen allerdings nicht dramatisch und würden auch keine Portfoliorestrukturierung erforderlich machen: Egal, ob für oder gegen den Ausstieg aus der EU gestimmt wird – Grossbritannien bliebe die dynamischste der grossen Volkswirtschaften in Europa. Einer Analyse von Rothschild im Dezember zufolge ist bei stark voreingenommenen Ansichten in Kombination mit Unsicherheit Volatilität an den Finanzmärkten vorprogrammiert. Die britischen Kapitalmärkte werden jedoch nicht nur von rein europäischen, sondern eher von globalen Faktoren beeinflusst, und langfristig ausgerichtete Portfolios mit einer angemessenen Gewichtung globaler Unternehmen sind implizit gegen lokale Wirtschaftsrisiken und einen schwächeren Wechselkurs geschützt. In der Analyse vermutete Rothschild, dass die Briten sich für den Status quo entscheiden würden. An diesen Ansichten hält Gardiner weiterhin fest. Der Ausgang des für den 23. Juni angesetzten Referendums erscheint nun allerdings noch knapper, als es im Dezember noch den den Anschein machte.
Die Vereinbarungen auf dem EU-Gipfel vom 18. und 19. Februar wurden als eher unbedeutend abgetan. Doch die öffentliche Ausnahme von einem „immer engeren Zusammenschluss“ trifft für EU-Skeptiker den Kern der Sache und wurde von den Vertragspartnern sicherlich nicht leichten Herzens eingeräumt. Die Formulierung stammt aus der Präambel der Römischen Verträge von 1957, und die fehlende Anerkennung dieser politischen Dimension, die für die Gründungsmitglieder selbstverständlich war, ist bis heute für einen Grossteil der unglücklichen Beziehung zwischen Grossbritannien und der EU verantwortlich.
Bringt ein Brexit das "norwegische Modell"?
Bis zu welchem Grad die Partner tatsächlich eine formell föderale Lösung anstreben, ist umstritten. Doch die öffentliche Anerkennung der Notwendigkeit, einen Teil der nationalen Souveränität schrittweise aufzugeben, war für die EU-Mitglieder stets Bestandteil des Gesamtpakets. Das ist jetzt nicht mehr so. Der Brexit selbst wird jetzt genauer analysiert. Um sich den Zugang zu den EU-Märkten zu sichern, insbesondere im Dienstleistungsbereich, müsste Grossbritannien nach dem Austritt aus der Union möglicherweise Beiträge zum EU-Haushalt leisten und zahlreiche EU-Vorschriften erfüllen, ohne auf diese Bestimmungen Einfluss nehmen zu können (das sogenannte norwegische Modell). Der britische Nettobeitrag zur EU ist mit rund 0,5 Prozent des BIPs ohnehin gering, auch wenn ihn die Brexit-Lobby regelmässig überbewertet. Wenn ein Austritt jedoch kaum finanzielle oder politische Vorteile bringt, sondern vielmehr Besteuerung ohne Mitspracherecht, welchen Sinn hat er dann? Tatsächlich kann kein einziges Land sein Schicksal ausschliesslich selbst bestimmen: Kompromissregelungen und die formale „Souveränität“ eines
Landes haben möglicherweise nur einen geringen praktischen Nutzen.
Darüber hinaus wird die Stabilität einer EU ohne Grossbritannien infrage gestellt. Die EU ist zwar der grösste Exportmarkt Grossbritanniens, doch Grossbritannien ist wahrscheinlich auch der grösste Exportmarkt für den Rest der EU. Das gilt zumindest für die Eurozone. Die Abhängigkeit ist geringer, doch Märkte reagieren sehr sensibel auf Risiken, und es besteht die Möglichkeit, dass Grossbritannien ein weiteres Auseinanderbrechen der Gemeinschaft auslöst. Das mag für die britischen Wähler keine Rolle spielen, könnte aber nach dem Referendum die allgemeine Stabilität des Finanzsystems beeinträchtigen.
Immigration, ein Hauptthema
Die Debatte bringt einige Lobbyisten in die Bredouille. Wie Rothschild bereits im Dezember feststellte, galt Grossbritannien 1973 allgemein als „der kranke Mann Europas“, und der Eintritt in den gemeinsamen Markt wurde als Chance verstanden, das Land wettbewerbsfähiger und dynamischer zu machen. Inzwischen ist Grossbritannien ein (relativ) dynamischer Partner. Das heisst nicht zwangsläufig, dass Brexit-Befürworter Liberale sind. Vielmehr spielt die Immigration in der öffentlichen Diskussion eine entscheidende Rolle, und die mögliche Fortsetzung des massiven Flüchtlingsstroms im Frühjahr könnte das Ergebnis der Debatte noch beeinflussen.
Einige von ihnen setzen sich jedoch tatsächlich für den Freihandel ein, weshalb das Lager der Brexit-Befürworter gespalten ist.
Was ist zum Referendum selbst zu sagen? Die Umfragen zum schottischen Unabhängigkeitsreferendum 2014 und zu den britischen Unterhauswahlen 2015 waren nicht in der Lage, die Meinungen der älteren Wähler korrekt abzubilden, und unterschätzen daher die Unterstützung für den Status quo.
Der Brexit findet jedoch unter den älteren Wählern mehr Befürworter. Falls die aktuellen Umfragen mit demselben Problem behaftet sind, könnten sie folglich zugunsten des Verbleibs in der EU verzerrt sein.
Unsicherheit hat Auswirkungen auf die Märkte. Wie Rothschild vermutet hatte, verlor das britische Pfund an Wert. Gegenüber dem US-Dollar nähert es sich inzwischen einer aus Händlerperspektive wichtigen psychologischen Marke. Auf inflationsbereinigter Basis ist die britische Währung jedoch noch nicht sonderlich billig und könnte in den nächsten Monaten weiter abwerten.
Eine Volkswirtschaft mit vernachlässigbarer Inflation sowie umfangreichen Exporten und ausländischen Vermögenswerten braucht einen niedrigeren Wechselkurs nicht zu fürchten. Langfristig ausgerichtete Anlageportfolios sollten global agierenden Unternehmen unabhängig von ihrem Sitz stets eine hohe Gewichtung zuweisen. Aus einer reinen Top-down-Perspektive zählt Grossbritannien seit Langem zu unseren am wenigsten bevorzugten Industrieländern und es entwickelt sich seit mehreren Jahren unterdurchschnittlich. Ungeachtet des Brexit könnte es an der Zeit sein, diese Einschätzung zu überprüfen, vor allem bei einer Stabilisierung der Rohstoffpreise.
Lesen Sie hier den vollständigen Marktausblick von Rothschild
Autor: jog