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Geld ist nicht knapp

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Die Fed schickt sich gerade an, auf der nächsten FOMC-Sitzung (Ende Juli 2019) die Zinsen in den USA zu lockern. Das wäre die erste Zinssenkung seit Dezember 2008.Wichtig ist vor diesem Hintergrund, wieder in Erinnerung zu rufen, wo das Geld herkommt.Das Geld ist „endogen“, heisst es im Vokabular der Volkswirtschaftslehre. Fast das ganze Geld, das wir ...

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Die Fed schickt sich gerade an, auf der nächsten FOMC-Sitzung (Ende Juli 2019) die Zinsen in den USA zu lockern. Das wäre die erste Zinssenkung seit Dezember 2008.

Wichtig ist vor diesem Hintergrund, wieder in Erinnerung zu rufen, wo das Geld herkommt.

Das Geld ist „endogen“, heisst es im Vokabular der Volkswirtschaftslehre. 

Fast das ganze Geld, das wir heute benutzen, ist durch die Kreditvergabe Tätigkeit der privaten Banken geschaffen.

Der Privatsektor ist verantwortlich für 95% des Geldangebots. Es hat also mit der Fed und/oder mit der EZB nichts zu tun.

Die Frage ist nicht nur, wie das Geld erzeugt wird, sondern für wen und für welchen Zweck es generiert wird.

Viel davon wird für Spekulationen geschaffen. In einer Demokratie ist es daher selbstverständlich, dass die Bürger fordern, dass das Geld in die Bedürfnisse der Gesellschaft investiert wird, z.B. für gute öffentliche Dienstleistungen, wie Ann Pettifor in einem Video erläutert.

Pettifor, Direktorin der Denkfabrik Policy Research in Macroeconomics, schildert in diesem unbedingt sehenswerten Beitrag, wie einfach es für die Regierungen ist, die Ausgaben zu finanzieren, die notwendig für die Gesellschaft sind.

Geld ist nicht knapp


Finanzierungssalden der US-Wirtschaft; Sektoren: private Haushalte, Unternehmen und Staat, Graph: Stephanie Kelton


10 Jahre nach der Global Financial Crisis (GFC) ist die Wirtschaft immer noch nicht voll erholt. Der Privatsektor ist weiterhin schwach, und es fehlt an Vertrauen („animal spirits“).

In solchen Zeiten muss der Staat in die Bresche springen, um den privaten Sektor zu stützen, durch Investitionen.

Es heisst aber, es gibt kein Geld.

Doch gibt es irgendwie viel Geld, um die Banken zu retten, und/oder Atomwaffen zu produzieren.

Es gibt aber kein Geld für die Alterspflege und die bedürftigen Menschen, oder für die Bildung und sogar für die Kunst. Tatsache ist, dass es an Geld nicht mangelt. Es gibt keine Geld-Knappheit.

Die Frage ist, wer es managt. 

Geld ist nicht knapp


Deutsche Ertragskurve (yield curve), bis 20 Jahre Laufzeit, alles negativ, 15y: 0.018%, Graph: World Government Bonds, July 14, 2019
Rendite-Spreads: 2y1y: -6.2bp (invert), 5y2y: 9.5bp, 10y2y: 45.7bp


Die Politiker meinen, dass das ganze Geld aus dem Steuerwesen komme.

In Wahrheit ist aber die Besteuerung eine Konsequenz der Ausgaben des öffentlichen und des privaten Sektors; sie ist nicht die Quelle der Finanzierung der Ausgaben.

Die Besteuerung findet m.a.W. statt, nachdem der öffentliche und der private Sektor Investitionen bzw. Ausgaben getätigt haben.

Und das macht Sinn. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass wir, wenn wir arbeitslos sind und einen Job finden, am Ende des Monats einen Lohn bekommen und wenn wir das Einkommen beziehen, später Steuern darauf zahlen.

Steuern sind die Folge der Investitionen und der Ausgaben; sie finanzieren daher nicht Investitionen und das Sparen. Und das geschieht durch die Kreditaufnahme des öffentlichen Sektors.

Wenn beispielsweise der Staat eine Anleihe ausgibt, fragt er den Privatsektor nach Kreditvergabe.

Wie wir heute beobachten, sind die Auktionen von Staatsobligationen auf beiden des Atlantiks überzeichnet, um das 6-fache oder 7-fache.

Die Finanzierung wird also en masse bereitgestellt. Das heisst, dass der Privatsektor quasi verzweifelt ist, dem Staat Geld zu leihen, weil der Staat der sicherste Einsatz auf der Welt ist. Warum? Weil hinter jedem Staat Millionen von Steuerzahlern stehen.

Das heisst, dass die Kreditnehmer wissen, dass die Schulden durch die Besteuerung bedient werden. Der Staat hat es daher nicht schwer, seine Ausgaben zu finanzieren.

Und die Regierungen können dabei von den Zentralbanken unterstützt werden. Die Notenbank ist sozusagen ein verlängerter Arm der Regierung. So kann die Notenbank dazu beitragen, die Kreditkosten zu erleichtern, dadurch, dass sie Staatsanleihen am offenen Markt kauft (QE: quantitative easing).

Der Privatsektor wirft heute dem Staat Geld hinterher. Und wenn das Geld in produktive Projekte investiert wird und damit die Beschäftigung geschaffen wird, wird gleichzeitig Einkommen geschaffen und damit Steuereinnahmen erzeugt, die wiederum benutzt werden können, um die Schulden zu bedienen.

Wenn der Staat beispielsweise in Bildung investiert, entfalten sich Vorteile für die gesamte Gesellschaft. Wenn der Staat eine Schule baut, muss ein Bauunternehmen engagiert und Bauarbeiter angestellt werden. 

Und diese Menschen werden durch das Bildungssystem beschäftigt; sie verdienen Geld und zahlen Steuern und tragen damit dazu bei, die Investitionen in das Bildungswesen zu finanzieren. Lehrer und Lehrerinnen werden angestellt, die wiederum entlohnt werden, um in der erbauten Schule zu unterrichten und sie zahlen genau wie die Bauarbeiter Steuern. Das bedeutet wiederum mehr Einnahmen für den Staat.

Fest steht, dass die Investitionen des Staats die wirtschaftliche Aktivität vervielfachen. Die betreffenden Menschen zahlen nicht nur Einkommenssteuern, sondern sie gehen einkaufen und zahlen dadurch Mehrwertsteuern. 

Und die Geschäftsinhaber liefern die Steuern an den Staat, sie machen Gewinn, und zahlen Gewinnsteuern. Das bedeutet, dass der Staat für seine Investitionen im Bildungswesen auf mehreren Ebenen Einnahmen generiert. Investieren in die Ausbildung zahlt sich aus. Auch Investitionen für die Sozialfürsorge und die Gesundheit zahlen sich aus.

Kurzum: Die Behauptung, die die Politiker und/oder Mainstream-Media aufstellen, dass es kein Geld gebe, ist eine glatte Lüge.

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