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Italien braucht ein Wunder

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Die Wirtschaft hat Fahrt aufgenommen: Geschäftshochhäuser in Mailand. Foto: Stefano Rellandini (Reuters) Italiens Schulden verharren seit mehr als zwei Jahren über der Schwelle von 130 Prozent des BIP. Alle wissen, dass diese Quote zu hoch ist. Italien sollte deshalb bald mit dem Schuldenabbau anfangen, da die Konjunktur im Moment recht gut läuft und die Zinsen tief sind. Aber ist Italien überhaupt dazu imstande? Die politische Blockade, die in Rom herrscht, wirkt entmutigend. Gleichwohl gibt es Anlass zu Hoffnung, denn Italien hat es schon einmal geschafft, seine Schulden deutlich zu reduzieren, nämlich in den 1990er-Jahren. Die Grafik zeigt die Entwicklung: 1994 war der Schuldenstand etwa so hoch wie heute, zehn Jahre später war er zurück auf 100 Prozent des BIP. Es fand so etwas wie ein italienisches Wunder statt. Wie war dieser Erfolg beim Schuldenabbau möglich? Die wichtigste Ursache war die Notsituation zu Beginn der 1990er-Jahre: Rezession, hohe Defizite und eine Währungskrise. Man sieht auf der Grafik, wie die Schulden zwischen 1991 und 1994 sprunghaft anstiegen. Dies erhöhte die Bereitschaft, ausserordentliche Anstrengungen zu unternehmen. Zweitens gab es die Zwänge des Maastricht-Vertrags. Italien wusste, dass ohne Schuldenreduktion ein Beitritt zur Währungsunion unmöglich sein würde.

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Italien braucht ein Wunder

Die Wirtschaft hat Fahrt aufgenommen: Geschäftshochhäuser in Mailand. Foto: Stefano Rellandini (Reuters)

Italiens Schulden verharren seit mehr als zwei Jahren über der Schwelle von 130 Prozent des BIP. Alle wissen, dass diese Quote zu hoch ist. Italien sollte deshalb bald mit dem Schuldenabbau anfangen, da die Konjunktur im Moment recht gut läuft und die Zinsen tief sind.

Aber ist Italien überhaupt dazu imstande? Die politische Blockade, die in Rom herrscht, wirkt entmutigend. Gleichwohl gibt es Anlass zu Hoffnung, denn Italien hat es schon einmal geschafft, seine Schulden deutlich zu reduzieren, nämlich in den 1990er-Jahren. Die Grafik zeigt die Entwicklung: 1994 war der Schuldenstand etwa so hoch wie heute, zehn Jahre später war er zurück auf 100 Prozent des BIP. Es fand so etwas wie ein italienisches Wunder statt.

Italien braucht ein Wunder

Wie war dieser Erfolg beim Schuldenabbau möglich?

Die wichtigste Ursache war die Notsituation zu Beginn der 1990er-Jahre: Rezession, hohe Defizite und eine Währungskrise. Man sieht auf der Grafik, wie die Schulden zwischen 1991 und 1994 sprunghaft anstiegen. Dies erhöhte die Bereitschaft,...

Tobias Straumann
Tobias Straumann (* 15. Mai 1966 in Wettingen) ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker. Tobias Straumann studierte Geschichte, Soziologie und Wirtschaft- und Sozialgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. 1995 promovierte er bei Rudolf Braun an der Universität Zürich mit der Arbeit «Die Schöpfung im Reagenzglas. Eine Geschichte der Basler Chemie (1860–1920)». 1995–2000 arbeitete er als Journalist in Zürich, Zug und New York. 2005–2006 war er Oberassistent am Institut de l’histoire économique et sociale der Universität Lausanne.

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