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Nach Comirnaty (BioNTech/Pfizer), Spikevax (Moderna), Vaxzevria (AstraZeneca) und Janssen (Johnson und Johnson) kommt nun Nuvaxovid von Novavax. Sie alle arbeiten mit Gentechnik gegen die Covid-19-Pandemie. Lieferungen eines klassischen Totimpfstoffs auf Basis von SARS-CoV-2 erwartet die EU jedoch laut einem Vertrag mit der französischen Firma Valneva erst im Laufe des Jahres 2022.
Nach der bedingten Marktzulassung des neuen Corona-Impfstoffs des US-Herstellers Novavax kurz vor Weihnachten durch die EU-Kommission, warten viele gespannt auf die Auslieferung. „Der Bund wird nach aktuellem Kenntnisstand voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar beliefert. Die Auslieferung an die Länder soll dann zeitnah erfolgen“, erklärte ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums gegenüber der „Rheinischen Post“.
Die US-Pharmafirma Novavax arbeitete bisher vornehmlich mit Impfstoffen beispielsweise gegen Grippe, Ebola und RSV, einem Atemwegsvirus. Der Novavax-Impfstoff ist ein proteinbasierter Corona-Impfstoff, dessen Technologie seit Langem in der Impfstoff-Anwendung genutzt wird.
Österreich mit geringer Nachfrage
Die österreichische „Kronenzeitung“ berichtet von einer eher verhaltenen Nachfrage nach dem neuen Impfstoff. Die Bestellungen des Gesundheitsministeriums in Wien sollen bei 750.000 für das erste Quartal liegen. In einigen Bundesländern könne man sich bereits für die Novavax-Impfungen voranmelden. In den beiden am stärksten bevölkerten Bundesländern Wien und Niederösterreich lägen die Voranmeldungen bei 5.000 bzw. 6.500 Voranmeldungen.
Tirol und Vorarlberg hätten am Dienstag Vormerksysteme eingerichtet. In der Steiermark brauche es keine Voranmeldungen, da der Impfstoff in den Impfstraßen und bei den Ärzten erhältlich sein werde, so die Landesangaben. Die Impfwilligen werden dann per E-Mail oder SMS informiert, sobald Termine zu vergeben sind.
Wann der Impfstoff in Österreich erhältlich sein wird, ist offen. Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium, meinte, dass ihr noch kein genaues Lieferdatum vorliege.
mRNA, Vektor und Novavax
Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna und den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson wird bei dem Novavax-Impfstoff der Körper nicht genetisch zur Produktion von Bestandteilen des COVID-19-Virus gezwungen.
Bei den mRNA-Impfstoffen wird nach vereinfachten Angaben der EU die „Gebrauchsanweisung“ des Coronavirus injiziert. Bei den Vektorimpfstoffen verwende man „ein anderes, harmloses Virus“, um die „Anweisungen“ des Coronavirus zu übermitteln. Die körpereigenen Zellen könnten dann in beiden Fällen das für das Virus typische Protein erzeugen.
Anschließend erkenne das Immunsystem, „dass dieses einzigartige Protein nicht für den Körper bestimmt ist und entwickelt als Reaktion darauf natürliche Abwehrkräfte gegen COVID-19-Infektionen“. Detailliertere Erklärungen zu diesen genetischen Impfstoffen gibt das Robert Koch-Institut.
Kritiker sehen, abgesehen von seltenen, aber mitunter sogar tödlichen Nebenwirkungen der Impfstoffe, vor allem in der angewandten Gentechnik ein Problem der Impfstoffe.
Auch kein klassischer Totimpfstoff
Der Novavax-Impfstoff hingegen enthalte Fragmente eines für das Virus einzigartigen Proteins, die das Immunsystem als körperfremd erkenne und daher natürliche Abwehrkräfte gegen COVID-19-Infektionen entwickle. Angaben der Nachrichtenagentur AFP zufolge enthalte der neue Impfstoff das Spike-Protein des Corona-Virus.
Auch dieses wird gentechnisch hergestellt, allerdings nicht im Körper, sondern im Labor. Anschließend wird es in Insektenzellen vermehrt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung damit die Antikörper gegen das Protein.
Alle diese fünf in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe enthalten keinerlei abgetötete originale SARS-CoV-2-Erreger oder Teile davon. Daher ist auch keiner dieser Impfstoffe im klassischen Sinn ein Totimpfstoff. Aus anderer Sicht und wie das RKI erklärt, könnten sie „mit den Totimpfstoffen gleichgesetzt werden“, weil sie keine vermehrungsfähigen Viren enthielten.
Den Angaben nach soll der Impfstoff in zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Im Juni 2021 habe Novavax bereits eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent angegeben sowie den Schutz vor Virusvarianten. Auch soll der Impfstoff zu 100 Prozent vor „moderaten und schweren“ Krankheitsverläufen schützen. Wie gut das Novavax-Präparat mit der aktuell vorherrschenden Omikron-Variante schützt, ist unklar.
Ein klassischer Impfstoff könnte in den nächsten Monaten durch den französischen Hersteller Valneva auf den Markt kommen. Der Impfstoff läuft derzeit unter dem Namen VLA2001. Laut Mitteilung der EU im November wurde ein entsprechender Vertrag zur Lieferung von 60 Millionen Dosen geschlossen, 27 Millionen für 2022 und 33 Millionen für 2023. VLA2001 wäre damit der erste SARS-CoV-2-Totimpfstoff in der EU.
EMA empfiehlt ab 18 Jahren
Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) am 20. Dezember den neuen Novavax-Impfstoff mit dem Namen Nuvaxovid (NVX-CoV2373) für Personen ab 18 Jahren empfohlen. Die Auslieferung der ersten 100 Millionen Dosen des Impfstoffs an die EU soll ab dem ersten Quartal erfolgen. Weitere 100 Millionen Dosen sollen im weiteren Jahresverlauf 2022 und in 2023 folgen, erklärte die EU auf ihrer Website. Erste Bestellungen von rund 27 Millionen Dosen sind bisher aus den Mitgliedstaaten eingegangen.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte die Zulassung „in einer Zeit, in der sich die Omikron-Variante schnell ausbreitet und wir die Impfungen vorantreiben müssen“, begrüßt. Damit wurde der Novavax-Impfstoff zum fünften zugelassenen Corona-Impfstoff in der EU – nach den beiden mRNA-Präparaten von BioNTech/Pfizer (2,4 Milliarden Dosen in der EU) und Moderna (460 Millionen) und den beiden Vektorimpfstoffen von AstraZeneca (400 Millionen) und Johnson & Johnson (400 Millionen).
Die Beantragung der bedingten Zulassung erfolgte erst am 17. November 2021 bei der EMA. Über die kurze Frist zwischen der Beantragung und der Zulassung am 20. Dezember heißt es, dass dies nur möglich gewesen sei, „weil die EMA einige Daten bereits im Rahmen einer kontinuierlichen Überprüfung analysiert hat“. Daher habe die EMA rasch über die Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Impfstoffs entscheiden können und weil der Nutzen des Impfstoffs die Risiken überwiege.