In den Kampagnen für die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament geht es unter anderem um den Antagonismus zwischen der inklusiven Sichtweise einer "europäischen Identität" und rechtsradikalen Positionen, wie sie unter anderen von der fremdenfeindlichen "Identitarian-Bewegung" vertreten werden.
Die Finanzkrise von 2008 und die Migrationswelle von 2015 haben zu raschen strukturellen Veränderungen geführt und Unsicherheit über den zukünftigen Lebensstandard in der EU ausgelöst. Extreme rechtspopulistische Bewegungen haben die Ängste, die von diesen Veränderungen ausgehen, genutzt. Sie propagieren den Rückzug von der Globalisierung und von der EU-Integration und setzen sich für eine nach innen gerichtete Politik mit nationalen Grenzen gegen Migration und kulturelle
Articles by Heinz Handler
Silber für Europa?
February 20, 2017US-Präsident Trump hat mit seinem Wahlkampfslogan "America First!" und seinen holprigen ersten Umsetzungsschritten in aller Welt
eine Welle von satirischen Reaktionen ausgelöst, in denen sich einzelne Länder
und Regionen als Anwärter auf den zweiten Rang anbieten. Angesichts der
nationalistischen Drohungen aus den USA kann sich Europa als Ganzes nicht mit
einer "Silbermedaille" zufrieden geben.
Was kann die Welt von Europa lernen?
Das herausragende Kennzeichen des (regionalen) Globalisierungsmodells
der EU ist die schrittweise Errichtung eines Binnenmarktes mit weitgehender
Freizügigkeit für Personen, Waren, Dienstleistungen und Finanztransaktionen,
ergänzt um die Vergemeinschaftung einzelner wirtschaftspolitischer Entscheidungsbereiche
(insbesondere der Handelspolitik, der Wettbewerbspolitik und grundsätzlich auch
der Geldpolitik). In der Euphorie über die Anfangserfolge kam es allerdings zu überschießenden Erwartungen, wie rasch die
wirtschaftliche und kulturelle Integration von Ländern mit historisch
gewachsenen Unterschieden im Selbstverständnis und teilweise verschiedenen
Sprachen zu verwirklichen wäre. Paradebeispiele für solche unerfüllten
Erwartungen sind die Währungsunion, die Osterweiterung und die Flüchtlingskrise.