Im aktuellen Fall Türkei, Russland und Iran unterstützen die Händler an der Wallstreet die Washingtoner Politik. Sie vervielfachen die Wirkung von ansonsten eher wirkungslosen Sanktionen, die mehr symbolisch wären. Betrachten wir dazu die Türkei. Die Handelsbilanz zwischen der Türkei und den USA ist unausgeglichen. Die USA exportieren Güter in die Türkei im Wert von etwa 13 Milliarden $. Die Türkei liefert etwa für 6 Milliarden $ (Stand 2013). Insgesamt ist die Außenhandelsbilanz der Türkei negativ, etwa in Höhe von 80 Milliarden $. Allein dieser Umstand wirkt sich bereits negativ auf den Wert der türkischen Lira aus. Ist es also richtig, dass Trumps Ankündigung, auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei Strafzölle von 50 Prozent zu erheben, die türkische Lira dramatisch abstürzen
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Im aktuellen Fall Türkei, Russland und Iran unterstützen die Händler an der Wallstreet die Washingtoner Politik. Sie vervielfachen die Wirkung von ansonsten eher wirkungslosen Sanktionen, die mehr symbolisch wären. Betrachten wir dazu die Türkei. Die Handelsbilanz zwischen der Türkei und den USA ist unausgeglichen. Die USA exportieren Güter in die Türkei im Wert von etwa 13 Milliarden $. Die Türkei liefert etwa für 6 Milliarden $ (Stand 2013). Insgesamt ist die Außenhandelsbilanz der Türkei negativ, etwa in Höhe von 80 Milliarden $.
Allein dieser Umstand wirkt sich bereits negativ auf den Wert der türkischen Lira aus. Ist es also richtig, dass Trumps Ankündigung, auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei Strafzölle von 50 Prozent zu erheben, die türkische Lira dramatisch abstürzen lässt? Könnte man meinen.
Tatsache ist aber, dass die aus der Türkei in die USA exportierten Mengen an Stahl und Aluminium so geringfügig sind, dass sie in den Statistiken überhaupt nicht auftauchen.
Die Türkei ist nicht bekannt als bemerkenswerter Exporteur von Stahl und Aluminium. Ob sie überhaupt diese Güter in die USA exportieren, ist zweifelhaft. So sind die neuerlich von den USA gegen die Türkei verhängten Strafzölle genauso symbolisch, wie die gegenseitigen Sanktionen für jeweils zwei ihrer Minister, die nach dem Streit um den amerikanischen Pastor Brunson und den Prediger Fetullah Gülen verhängt worden sind.
Diese Sanktionen haben keinerlei praktische Auswirkung, denn keiner der “bestraften” hat Konten im jeweils anderen Land. Die verdoppelten Zölle der USA (jetzt 50 %) auf türkischen Stahl und Aluminium haben praktisch keine Auswirkungen, denn wo nichts gehandelt wird, werden auch keine Zölle fällig. Es sind folglich die Manipulateure der Wallstreet, die aus Nichts einen Absturz der türkischen Lira gemacht haben.
Iran und Russland mit positiven Außenhandelsbilanzen
Mit dem Iran ist die Lage eine andere. Die weitreichenden Sanktionen werden diesem Land wirklich Schaden zufügen. Nicht etwa, weil das Handelsvolumen des Iran mit den USA eine bemerkenswerte Größe hätte, sondern weil Washington den Rest der Welt erpresst, den Handel mit Iran einzustellen, was für die Türkei nicht gilt.
Dennoch ist der Absturz des iranischen Rial nicht logisch, denn der Iran ist ein ölexportierendes Land und zahlungsfähig, solange man ihn nicht von den internationalen Finanzmärkten verbannt.
Aber selbst das ändert nichts an der grundsätzlichen Bonität des Iran. Die Außenhandelsbilanz des Iran ist wegen des Öls traditionell positiv und die Staatsverschuldung liegt deutlich unter 20 Prozent. Das sind Werte, von denen die meisten westlichen Länder nur träumen können, insbesondere der Schuldenweltmeister USA. Es gibt also überhaupt keinen realen Grund, die iranische Währung auf Ramschniveau herabzustufen. Es sind folglich auch hier die Manipulateure der Wallstreet, die gezielt einen Angriff auf den Iran gestartet haben, zur Unterstützung der Trump´schen Sanktionen.
Für Russland gilt dasselbe wie für den Iran. Allerdings mit dem Unterschied, dass Russland wirtschaftlich und innenpolitisch stabiler ist. Die Außenhandelsbilanz ist positiv, es gibt große Währungsreserven und die Staatsverschuldung liegt mit etwa 13 Prozent des BIP wiederum auf einem Niveau, das kein EU-Land auch nur annähernd aufweisen kann. Wir reden vom Faktor zehn und mehr und ein Vergleich mit den USA fällt katastrophal aus – für die USA.
Auch die Verschuldung, umgerechnet auf den einzelnen Bürger, zeigt dasselbe Bild: USA – Verschuldung pro Kopf: 72.000 $. Russland: 7.200 $. = Faktor zehn! Würden also tatsächlich die “Märkte” über den Wert der Währungen bestimmen, müsste der US-Dollar abstürzen und der Rubel und der iranische Rial einen Höhenflug antreten.
Der Wechselkurs des Dollar wird widersinnig hoch gehalten
Werfen wir dazu einen kurzen Blick auf die “Nettostaatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Stand April 2018”: An erster Stelle finden wir Japan mit 153 %. Auf Platz 14 die USA mit (zurechtgeschummelten) 82 %, gefolgt von Großbritannien mit 78 %. Iran liegt auf Platz 54 mit 30 % und die Türkei wertgleich mit der Schweiz gar auf Platz 65 mit nur 23 %. Zum Vergleich Deutschland auf Platz 38 mit 45 %. Russland findet sich in dieser Tabelle gar nicht, nimmt aber in der Tabelle “Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Stand April 2018” den Rang 176 ein, mit gerade mal 17 %. In dieser Tabelle: Japan: 236 %. USA: 108 %. Großbritannien: 87 %. Iran: 41 %. Türkei: 28 %. Zum Vergleich Deutschland: 64 %. Die ganze durchaus interessante Aufstellung können Sie hier einsehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Staatsschuldenquote
Angesichts dieser unparteiischen Fakten kann ich mich nur wiederholen: Wenn Währungen auf Ramschniveau gestuft und gehandelt werden müssten, dann sind dies der japanische Yen, der US-Dollar und das Britische Pfund. Keinesfalls der Rubel, die Türkische Lira oder der Iranische Rial.
Daraus folgt, dass die Finanzmanipulateure der Wallstreet letzteren den Finanz- und Handelskrieg erklärt haben, allerdings im Einklang mit der amerikanischen Regierung. Nämliches gilt auch für Syrien, obwohl hier ein Sonderstatus zu erkennen ist, denn Syrien befindet sich im aufgezwungenen Krieg.
Warum habe ich dann auch Donald Trump als Opfer der Finanzmanipulateure der Wallstreet bezeichnet? Ganz einfach: Der amerikanische Präsident will die Handelsbilanz der USA in Ordnung bringen. Als Trump sein Amt angetreten hat, stand der US-Dollar bei 1,05 zum Euro. Das war besonders schlecht für amerikanische Exporte. Trumps Ankündigungen, die US-Bilanz mit Importzöllen zu sanieren, hat den US-Dollar schnell an Wert verlieren lassen, auf etwa 1.24 zum Euro.
Wäre er weiter gefallen, auf etwa 1,6 oder schlechter, dann hätten sich sämtliche Importzölle erübrigt, denn das wären genau die 30 bis 35 Prozent gewesen, die Importe in die USA ohne Importzölle verteuert und gleichzeitig die Exportchancen verbessert hätten. Der ganze Zirkus um Importzölle wäre obsolet gewesen, aber genau das wollten die Herren der Wallstreet verhindern, ebenso wie sie Donald Trump als Präsident von Anfang an verhindern wollten. Die Manipulateure der Wallstreet arbeiten also gegen die Politik der gesunden Außenhandelsbilanz ihres Präsidenten, indem sie den US-Dollar auf widersinnig hohem Wechselkurs halten.
Die wahren Autokraten sind die Finanzmächtigen
Henry Kissinger hat es vor Jahrzehnten schon gesagt: “Wer über die Finanzen herrscht, kann die ganze Welt beherrschen.”
Genau so ist es und die Tragik daran ist, dass diejenigen, die über das Geld und seine Ströme herrschen, weder demokratisch legitimiert sind, noch demokratisch kontrolliert werden können. Das sind die wahren Autokraten, während dieser Titel fälschlicherweise demokratisch gewählten Präsidenten angeheftet wird, wie Putin, Lukaschenko, Erdogan oder Orban.
Man muss Erdogan nicht mögen, aber irgendetwas muss er richtig machen, im Verhältnis zu den USA. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass die USA beteiligt waren an der Organisation des vereitelten Staatsstreichs vor zwei Jahren. So gibt es jetzt in der Türkei eine Anklage gegen amerikanische Offiziere, stationiert im türkischen Incirlik, dass sie an diesem Staatsstreich beteiligt gewesen sein könnten. Das Verhältnis zwischen der Türkei und den USA ist massiv belastet.
Donald Trump bedient sich im Verhältnis zu Russland, der Türkei und dem Iran seiner Finanzmanipulateure. Das erlaubt ihm, mit an sich lächerlichen Sanktionsdrohungen ungeheure Effekte zu erzielen. Auf der anderen Seite leidet er aber selbst unter den Manipulationen. Man sieht, die Verflechtungen sind vielschichtig. Donald Trump hat versprochen, das Primat über die Politik dem Volk zurück zu geben, weg von den Herren des Geldes. Das hat ihn selbst zum Hassobjekt der Wallstreet gemacht. Wenn seine Ziele aber mit denen der Wallstreet übereinstimmen, dann vervielfacht diese die Wirkung seiner Aktionen. Genauso, wie er auch von Merkel Lob erhalten hat, als er Syrien direkt bombardieren ließ.