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“Grenzen zwischen Aktiv und Passiv verschwinden”

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Patrick Lutz, Director & Country Head Switzerland bei Franklin Templeton Investments Franklin Templeton ist kürzlich in das Passiv-Geschäft vorgestossen und hat fünf Smart Beta ETFs an der SIX lanciert. Die Hintergründe erklärt der Schweizer Länderchef Patrick Lutz im Fondstrends-Interview. Herr Lutz, mit einem "Bell Ringing Event" lancierten Sie kürzlich fünf ETFs an der SIX (Fondstrends berichtete). Weshalb haben Sie sich entschieden, in das ETF Segment einzusteigen? Patrick Lutz: Wir haben eine Nachfrage nach ETF Produkten von verschiedene Kundengruppen, insbesondere von institutionellen Investoren und Anlegern aus dem Private Wealth Business. Unserer Meinung nach ergänzt die Aufnahme von Smart Beta ETFs unsere

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Patrick Lutz, Director & Country Head Switzerland bei Franklin Templeton Investments

Franklin Templeton ist kürzlich in das Passiv-Geschäft vorgestossen und hat fünf Smart Beta ETFs an der SIX lanciert. Die Hintergründe erklärt der Schweizer Länderchef Patrick Lutz im Fondstrends-Interview.

Herr Lutz, mit einem "Bell Ringing Event" lancierten Sie kürzlich fünf ETFs an der SIX (Fondstrends berichtete). Weshalb haben Sie sich entschieden, in das ETF Segment einzusteigen?

Patrick Lutz: Wir haben eine Nachfrage nach ETF Produkten von verschiedene Kundengruppen, insbesondere von institutionellen Investoren und Anlegern aus dem Private Wealth Business. Unserer Meinung nach ergänzt die Aufnahme von Smart Beta ETFs unsere bestehende Reihe an aktiv verwalteten Produkten. Wir können unseren Kunden nun zusätzliche Investmentlösungen und Instrumente bieten, mit denen sie ihre Anlageportfolios aufbauen können. 

Unsere Franklin LibertyShares Initiative wird seit dreieinhalb Jahren global aufgebaut und ausgerollt. Sie entspricht dem bewährten Prinzip von Franklin Templeton einer auf festen Überzeugungen basierenden aktiven Verwaltung und bietet den Anlegern die Option auf höhere risikobereinigte Renditen über einen längeren Zeitraum innerhalb eines ETF Rahmens.

Sie sind mit dem Schritt nicht alleine, verschiedene Vermögensverwalter bieten inzwischen Aktiv und Passiv unter einem Dach an. Wie erklären Sie sich den Trend und wie unterscheiden Sie sich?

Auch wenn wir jetzt in der Schweiz in den ETF Markt vorgestossen sind: Unser Schwerpunkt liegt auf der aktiven Portfolioverwaltung. Gerade im aktuellen Marktumfeld werden wir gefragt Portfolios zu bauen, die möglichst wenig mit traditionellen Anlageklassen korrelieren. Ich denke aber ganz grundsätzlich, dass die harten Fronten zwischen aktiv und passiv zunehmend verschwinden. Die passive und die aktive Welt besteht nebeneinander. Jede erfüllt eine andere Rolle in einem insgesamt diversifizierten Portfolio. Bei Smart Beta haben wir den Spezialfall, dass die aktive und passive Welt miteinander verschmilzt und das Beste aus diesen zwei Welten angeboten werden kann: Der Charme fundamentaler Titelselektion beruhend auf einem systematischen Ansatz.

In welchen Situationen sollte sich ein Anleger für aktive Fonds, wann für ETFs entscheiden?

Erst einmal sind passive ETFs immer eine gute Möglichkeit, wenn man die Wertentwicklung eines grossen Index abbilden will um auf kurzfristige Trends zu setzen. In der Regel bilden ETFs nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes ab. Die Nachteile dieser Gewichtung sind eine tendenzielle Fokussierung auf Large Caps, eine Überbewertung von grossen Positionen und eine Aktienkonzentrationen in einigen wenigen Branchen oder Ländern. Diese Einschränkungen können erhebliche Auswirkungen auf die Ergebnisse eines Anlegers haben.

Bei einem Smart-Beta-Ansatz werden Aktien dagegen auf der Basis anderer Kriterien als Marktkapitalisierung in einen Index aufgenommen. Bei den Franklin LibertyQ Indizes werden die einzelnen Positionen mit Hilfe von sogenannten Faktoren analysiert, ausgewählt, gewichtet und strukturiert. Ein Faktor ist ein Hauptmerkmal einer Anlage, Bestandteil der DNA wenn man so will, welches die Entwicklung einer Aktie über einen längeren Zeitraum erklärt. Langfristig sollen so positive Renditen –sogenannte „Renditeprämien“ – über die Marktindizes hinaus erzielt werden. Nach folgende Faktoren werden die Franklin LibertyQ Indizes zusammengesetzt:

Der "Qualität"-Faktor umfasst Unternehmen mit stabilem Ertragswachstum, soliden Bilanzen und effizienter Ressourcenverwendung. "Wert" entspricht Aktien, die im Verhältnis zur historischen und prognostizierten Bewertung attraktive Kurse aufweisen und attraktive Dividenden ausgeschüttet haben. Der "Momentum"-Faktor umfasst Unternehmen, die in den letzten 12 Monaten eine solide Wertentwicklung gezeigt haben. "Volatilität" beinhaltet Aktien, die eine unterdurchschnittliche Schwankung der Renditen bewiesen haben.

Aktive Fonds und die von uns angebotenen Smart Beta Fonds sollten auf lange Sicht ein besseres Risiko/Ertragsprofil bieten. Sie sollen weniger überraschen als rein passive ETFs und Anlegern das liefern, was eine transparente Strategie zum Anfang eines Investments in Aussicht gestellt hat.

Nach welchen Indizes richten sich Ihre ETFs?

Unsere Indizes haben den Begriff LibertyQ inne. LibertyQ ist eine neue Marke für Franklin Templeton und der Name geht auf Ben Franklin zurück. „Liberty“ steht für die Macht der Wahl unserer Kunden. Sie haben die Freiheit, eine aktive Entscheidung zu ihren Anlagebedürfnissen zu treffen. „Q“ steht für das quantitative Element unserer Smart Beta Strategien, kombiniert mit unserem fundamentalen Research, für die aktive Gewichtung der Faktoren, auf der Basis unserer Überzeugung von Qualität und Value.

Für die Erstellung eines Franklin LibertyQ Index wird zu Anfang auf einen klassischen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index zurückgegriffen. Mittels Faktoranalyse werden dann Aktien gefunden, welche die gewünschten Faktoren – Qualität, Wert, Momentum und Volatilität – aufweisen.

Die Faktoren sind nicht gleich gewichtet. Da die aktive Managementphilosophie von Franklin Templeton auf einem fundamentalen Auswahlprozess basiert, wird auch bei der Faktorgewichtung auf eine starke wirtschaftliche Logik geachtet. Aus diesem Grund werden die Faktoren Qualität und Wert am stärksten betont. Momentum und Volatilität spielen ebenfalls eine wichtige, wenngleich weniger stark ausgeprägte Rolle. Am Ende bildet ein Smart Beta ETF diesen neuen spezifischen Index nach.

Welches ist das Flaggschiff Ihrer Produktpalette?

Wir sehen kundeseitig Interesse an unserem Schwellenländer und unserem SRI Produkt. Mit dem Franklin LibertyQ Global Equity SRI UCITS ETF SRI bieten wir einen Smart Beta ETF an, mit dem Anleger an der Entwicklung der globalen Aktienmärkte partizipieren können. Neben den bekannten Faktoren spielen bei der Zusammensetzung des zugrundeliegenden LibertyQ Global Equity SRI Index auch noch nachhaltige Kriterien wie Umweltfreundlichkeit und soziale Verantwortung eine entscheidende Rolle. Die Positionen des LibertyQ Global Equity SRI Index werden aus dem MSCI AC World SRI Index ausgewählt. Dieser setzt sich aus Aktien aus 23 Ländern zusammen, welche die sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social and Governance) erfüllen. Bekannte ESG-Themen sind beispielsweise Knappheit natürlicher Ressourcen, Entsorgung von gefährlichen Abfällen, Produktsicherheit, Gesundheit und Sicherheit von Arbeitskräften sowie Aktionärsrechte. All diese Punkte können bedeutende Auswirkungen auf die Performance von Wertpapieren haben. Denn langfristig können sie die Geschäftsmodelle von Unternehmen beeinflussen. In Kombination mit den überwiegend auf fundamentalen Kennzahlen basierend Faktoren kann die Berücksichtigung von ESG-Kriterien helfen Risiken zu minimieren bzw. zu steuern und somit langfristige, nachhaltige und risikobereinigte Renditen zu generieren.

Der zweite sehr interessante Fonds ist der Franklin LibertyQ Emerging Marktes UCITS ETF. Er ist der erste auf Schwellenländer ausgerichteter Smart Beta UCITS-ETF in Europa, der die Faktoren Qualität, Wert, Momentum und Volatilität berücksichtigt. Unserer Ansicht nach bieten Schwellenländer mit die attraktivsten Anlagechancen, die heute auf den Aktienmärkten zu finden sind. Viele Investoren suchen bei einer Investition in diese Märkte nach Strategien, die das Verlustrisiko möglichst minimieren. Unser Multi-Faktor-Ansatz hat zum Ziel, interessante Investitionsmöglichkeiten innerhalb der Schwellenländer herauszufiltern. Zugleich bietet er breite Diversifizierung hinsichtlich der Faktoren, woraus sich ein möglicherweise weniger volatiles Renditeprofil ergibt.

Franklin Templeton setzt im ETF-Bereich auf Smart Beta-Strategien. Inwiefern unterscheiden sich Ihre Smart-Beta-Strategien von denen anderer Anbieter?

Üblicherweise berücksichtigen andere Smart-Beta-ETFs nur einen Faktor, indem sie beispielsweise Wertpapiere nach einem "Value" -Ansatz übergewichten oder indem sie dividendenstarke Aktien bevorzugen. Unser Franklin LibertyQ-Fondsangebot berücksichtigt vier Faktoren: Qualität (Qualität) bei 50%, Wert (Wert) bei 30% und Dynamik. und "geringe Volatilität" (jeweils 10%). Dies ist ein Differenzierungsmerkmal gegenüber bestehenden Angeboten.

Planen Sie in 2018 noch die Lancierung von weiteren ETFs?

Wir hören auf unsere Kunden und schauen auch, wo wir mit unseren ETFs Bedarf stillen können. Dabei blicken wir auch in die USA, wo wir ja bereits die gesamte Klaviatur von ETFs spielen. Um die Antwort kurz zu machen. Ja, wir planen weitere ETFs in der Schweiz zu lancieren. Das war erst der Anfang. 


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