Kann Kapitalismus ohne Expansion funktionieren? Und was sind die Folgen seiner dauernden Ausbreitung? Dieser Beitrag äussert Zweifel am Wachstumsprogramm und dem Primat der Wirtschaft und fordert – auch von den Wissenschaften – Alternativvorschläge zum bestehenden Expansionssystem.
Der Hauptmotor der kapitalistischen Wirtschaftsorganisation ist Wachstum, also Expansion. Das ist ihr zum einen strukturell eingeschrieben und wird zum anderen ideell – um nicht zu sagen ideologisch – zur Selbstverständlichkeit erklärt. Unternehmungen wie auch ganze Volkswirtschaften verhalten sich daher nur dann systemrational, wenn sie unablässig nach Wachstum streben.
Der wohl wichtigste strukturelle Konnex zwischen Kapitalismus und Wachstum ist der Grundsatz, für die Verfügung über Kapital sei ein Zins zu bezahlen. Die durch Kapitaleinsatz ermöglichte wirtschaftliche Aktivität soll also einen Ertrag abwerfen, der es dem Nutzer des Kapitals nicht nur erlaubt, einen Gewinn zu erwirtschaften, sondern darüber hinaus auch diesen Zins.