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Star-Investor wird 90 – Warren Buffett: Hat es die Investorenlegende noch drauf?

Summary:
Dass Warren Buffett gut darin ist, Geld zu verdienen, bewies er schon als kleiner Junge. Er kaufte Coca-Cola-Sixpacks, um anschliessend die Einzelflaschen im Tür-zu-Tür-Verkauf für ein Vielfaches zu veräussern. Bereits als Teenager fing er an, erste Aktien-Deals abzuschliessen – das Geld für den Börseneinstieg verdiente er sich unter anderem als fleissiger Zeitungsausträger. Im Alter von 20 Jahren gab er bei seiner Steuererklärung bereits ein Vermögen von 20'000 Dollar an. 1950 war das ein stattliches Vermögen. Dass dieser Warren Buffett in den darauffolgenden Jahrzehnten ein Milliardenvermögen ansammeln konnte und zeitweise zum reichsten Menschen der Welt wurde – derzeit rangiert er laut Bloomberg-Billionaire-Index auf Platz 6 – scheint vor diesem Hintergrund fast logisch. Der wahre

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Von Henning Hölder considers the following as important:

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Dass Warren Buffett gut darin ist, Geld zu verdienen, bewies er schon als kleiner Junge. Er kaufte Coca-Cola-Sixpacks, um anschliessend die Einzelflaschen im Tür-zu-Tür-Verkauf für ein Vielfaches zu veräussern. Bereits als Teenager fing er an, erste Aktien-Deals abzuschliessen – das Geld für den Börseneinstieg verdiente er sich unter anderem als fleissiger Zeitungsausträger. Im Alter von 20 Jahren gab er bei seiner Steuererklärung bereits ein Vermögen von 20'000 Dollar an. 1950 war das ein stattliches Vermögen.

Dass dieser Warren Buffett in den darauffolgenden Jahrzehnten ein Milliardenvermögen ansammeln konnte und zeitweise zum reichsten Menschen der Welt wurde – derzeit rangiert er laut Bloomberg-Billionaire-Index auf Platz 6 – scheint vor diesem Hintergrund fast logisch. Der wahre Startschuss für seine Karriere als Milliarden-Investor lag aber im Studium, als er an der Columbia University in New York auf seinen Lehrer Benjamin Graham traf.

Value-Investing: Heute selbstverständlich, damals revolutionär

Dieser beschrieb in seinen Lehrbüchern erstmals den Value-Investing-Ansatz, den Warren Buffett später im grossen Stil anwendete und ihn zu einem der gefragtesten Börsen-Gurus der Welt machte. Der Ausgangspunkt der Value-Investing-Strategie ist die Unternehmensbewertung anhand einer Fundamentalanalyse. Ziel ist es, den inneren Wert eines Unternehmens zu ermitteln und zu analysieren, ob der aktuelle Aktienkurs diesem Wert entspricht oder ob er davon abweicht. Dadurch sollen am Markt Fehleinschätzungen ausfindig gemacht und genutzt werden.

Was heute trivial klingt, war in den 1950er- und 1960er-Jahren revolutionär. Damals war es noch nicht üblich, die Bilanzen und Kennzahlen von Firmen bis aufs letzte zu durchleuchten. Buffett fuhr mit seiner Value-Investing-Strategie jahrzehntelang gut. Er und sein Beteiligungs-Imperium Berkshire Hathaway haben vor allem dann gut performt, wenn der Markt stark fiel. So war es 2001, als die Dotcom-Blase platze, genauso wie 2008, als Buffett mitten in der Finanzkrise als "Retter der US-Banken" gross in Finanz-Aktien investierte.

«Tick, tack, tick. Jede Sekunde 15 Dollar»

Mit Goldman Sachs etwa konnte er in der Krise einen Deal abschliessen, bei dem nicht nur normale Privatanleger nedisch wurden: Er erhielt Vorzugsaktien im Wert von rund fünf Milliarden Dollar, auf die eine feste Dividende von zehn Prozent gezahlt wurde. Das ergab Einnahmen von 15 Dollar pro Sekunde, wie Buffett in Interviews immer wieder anschaulich erklärte. "Und während wir hier sitzen, tick, tack, tick, sind das jedes Mal 15 Dollar."

Doch vor einigen Jahren ist der Warren-Buffett-Zug ordentlich ins Stocken geraten. Trotz vereinzelter Übernahmen fragt man sich in der Finanzszene, wann die Investoren-Legende endlich mal wieder einen Mega-Deal meldet. Auch den Corona-Crash hat Buffet – anders als vorherige Krisen – nicht genutzt. Abgesehen von einem Erdgas-Deal mit dem Energiekonzern Dominion und dem Kauf einer kleinen Position beim Goldproduzenten Barrick Gold hielt sich Berkshire Hathaway in der Corona-Pandemie zurück. Im Gegenteil: Im zweiten Quartal 2020 stiess er mehr Aktien ab, als er kaufte. Die Aktie von Berkshire Hathaway kommt denn auch nach jahrelanger Hausse nicht mehr richtig in Schwung - seit Anfang 2018 verläuft sie praktisch seitwärts. 

Auf was wartet die Investorenlegende?

Anleger fragen sich: Was ist los mit Warren Buffett? Auf was wartet er? Das Geld für grosse Deals wäre da. Schliesslich liegen auf dem Konto von Berkshire Hathaway Bar-Reserven von über 145 Milliarden Dollar. Doch statt es zu investieren, setzt Buffett immer stärker auf Aktienrückkäufe zur Kurspflege. Das Problem: Buffett werden seit Jahren seine wichtigsten Investment-Grundsätze zum Verhängnis. So investiert Buffett bekanntermassen nur in Firmen und Branchen, deren Geschäftsmodelle er versteht und deren Marktumfeld er gut kennt. Mit dem seit Jahren andauernden Technologie-Hype kann Buffett nicht viel anfangen.

Warren Buffet: Seine Erfolge, seine Flops. HZ-Podcast mit cash-Redaktor Henning Hölder

Seine bedeutend jüngeren Kollegen bei Berkshire Hathaway, Todd Combs und Ted Weschler, sollen ihn 2016 dazu gebracht haben, wenigstens in Apple einzusteigen. Ein Investment, was sich auszahlen sollte: Die Aktie des iPhone-Hersteller hat seitdem rund 400 Prozent zugelegt. Daher macht Apple heute mit 44 Prozent den mit Abstand grössten Posten in Buffetts Depot aus – ein Exposure, für das man jeden Privatanleger rügen würde. Ansonsten steht Buffett bei den seit Jahren in die Höhe schiessenden Growth-Aktien aus der Tech-Welt an der Seitenlinie. In seinem Depot wimmelt es nur so von Aktien der "Old Economy": Bank of America, Coca Cola, American Express, Kraft Heinz. 

Buffet leidet unter Growth-Aktien-Hype

Buffett als "König des Value-Investings" tut sich schwer mit Wachstums-Aktien. Der Star-Investor wird nicht müde zu betonen, dass er die Aktienmärkte für überbewertet hält. Es finden sich in seinen Augen schlicht keine attraktiven Investment-Möglichkeiten am Markt. Das alles führte dazu, dass Buffett seinem eigenen Credo "Sei gierig, wenn alle anderen Angst haben" im Virus-Crash nicht gefolgt ist. Im Gegenteil: Mitten im Corona-Tief stiess er seine Anteile an US-Airlines komplett ab – mit hohem Verlust.

Man könnte zum Schluss kommen, dass Buffett angesichts dieser Underperformance seinen Riecher verloren hat und mit 90 Jahren seine besten Zeiten hinter ihm liegen. Man könnte allerdings auch sagen, dass Buffett seinen Prinzipien treu geblieben ist und er Mega-Hypes wie der Tech-Rally nicht folgt, wenn er ihnen nicht traut. Warren Buffetts Stunde schlägt dann, wenn an den Börsen Angst und Schrecken herrscht. Der Corona-Crash war heftig, aber (zu) kurz. Vielleicht kommt bald doch die nächste, nachhaltige Korrektur – und Warren Buffett hat am Ende doch wieder recht.

Bleibt noch die Frage: Wer soll seinen Job einmal übernehmen? Buffett und sein Vize Charles Munger, der sogar schon 96 ist, beruhigen die Anleger: "Unser Unternehmen ist 100-prozentig vorbereitet", versicherten sie im jüngsten Brief an die Aktionäre. Die jüngeren Berkshire-Manager Ajit Jain und besonders Greg Abel gelten als Favoriten, eines Tages die Nachfolge anzutreten. Mit ihrer Beförderung in den Verwaltungsrat waren schon vor einiger Zeit die Weichen für die Zukunft gestellt worden.

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